Das seit Ende September verbreitet herbstliche Wetter war nicht optimal für Neuzuflug des Rapserdflohs. Auch in dieser Woche ist nicht mit viel Neuzuflug zu rechnen. Tummeln sich bereits Erdflöhe auf der Fläche, kann man ohnehin nicht mehr einschätzen, ob es neu zugeflogene Käfer sind, die in den Gelbschalen landen. Prinzipiell muss aber noch mit weiterem Neuzuflug und einem möglichen Befallsanstieg gerechnet werden.
Der bisherige Zuflugverlauf war nicht nur von Region zur Region, sondern auch von Schlag zu Schlag unterschiedlich. Drei größere „Zuflugwellen“ wurden beobachtet: Um den 10. September, um den 20. September und um den 26. September herum. Wann auf dem eigenen Schlag die meisten Erdflöhe kamen, weiß man nur mit eigenen Gelbschalen. Davon ausgehend kann die Entwicklung abgeschätzt und die nächsten Schritte geplant werden.
Von Erdflöhen der 1. Zuflugwelle (10. Sept.) sind die ersten Larven bereits geschlüpft. Erste Symptome vom Einbohren an den Innenseiten der Blattstiele sind noch schwer zu sehen. Von Erdflöhen der 2. Zuflugwelle (20. Sept.) steht der Beginn des Larvenschlupfes unmittelbar bevor, während Käfer der 3. Zuflugwelle in Kürze mit der Eiablage beginnen werden. Die Käfer der 1. und 2. Zuflugwelle legen weiter Eier ab, sobald die Witterung dafür passt. In dieser Woche wird das Eiablagegeschäft nicht in voller Intensität laufen.
Eine Behandlung in der vergangenen Woche erfasste die bis dahin eingeflogenen Erdflöhe und die ersten Larven aus der 1. Zuflugwelle. Bei der recht kühlen Witterung kann eine für die Jahreszeit recht lange Dauerwirkung von 8-12 Tagen erzielt werden, so dass auch erste Larven der 2. Zuflugwelle miterfasst werden.
Gegen Ende Oktober sollte mit Nachkontrollen der Blattstiele auf Larvenbefall begonnen werden, selbst wenn der Raps „von Weitem“ gut aussieht. Typisch sind Einstichstellen, Verbräunungen und erste Vernarbungen innen am Blattstiel. Kritisch sind 3 Blattstiele mit Symptomen pro Pflanze in schwachen Beständen bzw. 5 bei kräftigem Raps (eine Makro-Linse als Aufsatz fürs Smartphone ist hilfreich). Bei Pyrethroid-Resistenz und wenn bereits Pyrethroide eingesetzt wurden, stehen die Notfallprodukte Minecto Gold oder Exirel zur Verfügung. Die Anwendung damit kostet etwa das 10-fache eines Pyrethroids. Der teilsystemische Wirkstoff Cyantraniliprole mit Larvenwirkung ermöglicht aber einen Wirkstoffwechsel.Muss jetzt gegen den Schwarzen Kohltriebrüssler behandelt werden (bereits bei 5-10 Käfern pro Gelbschale muss innerhalb weniger Tage nach dem Zuflug ein Insektizid eingesetzt werden, um die Eiablage des Rüsslers zu verhindern): Rapserdflöhe und erste Larven werden mitbehandelt. Auch dann empfiehlt sich eine Nachkontrolle auf Erdfloh-Larvenbefall ab Ende Oktober. Denn es kann sein, dass die Dauerwirkung nicht ausgereicht hat, um späten Neuzuflug zu erfassen und später schlüpfende Larven zu bekämpfen.
Bislang gab es keine kritischen Erdflohzahlen in den Gelbschalen oder man ist sich unsicher: Weiter warten und mit der Kontrolle von Blattstielen Mitte/Ende Oktober starten.
Sofern die Flächen befahrbar sind, können bei etwas milderen Temperaturen in dieser Woche anstehende Wachstumsreglermaßnahmen durchgeführt werden. Für die kommende Woche wird eine deutliche Abkühlung erwartet mit Gefahr von Bodenfrost.
Niederschläge in der vergangenen Woche haben Phoma gefördert und das witterungsbedingte Befallsrisiko besonders im Westen und Süden Deutschlands, punktuell auch im Norden an den Küsten weiter ansteigen lassen. Kontrollieren Sie Ihre Bestände auf Phoma. Werden erste Phoma-Blattflecken festgestellt: Das windige Schauerwetter in den vergangenen Tagen förderte Infektionen. Eine gute Wirkung erzielt man nur, wenn man infektionsnah behandelt, also kurz nach diesem ergiebigen Regen. Von kritischem Phoma-Befall wird bislang noch nicht berichtet.