Aktuelle Schädlingsprognose, Wachstumsregler-Einsatz und Phoma (KW40)

Regionale Unterschiede, kühle Temperaturen und anhaltende Niederschläge bestimmen aktuell den Zuflug, die Eiablage und das Risiko für Phoma-Infektionen.

 

Erdfloh-Blattfraß

Blattfraß durch den Rapserdfloh im Blick behalten auf spät gesäten Rapsflächen, die sich noch nicht im 4-Blattstadium befinden. Den Fraß (typisch ist der Lochfraß) nicht mit Schneckenfraß (Fraß vom Rand her) verwechseln. Nach ergiebigeren Niederschlägen wird z.B. im Südwesten Deutschlands eine zunehmende Schneckenaktivität beobachtet.

 

Erdfloh-Entwicklung

Die seit 22. September herbstlich-kühle Phase hat den Zuflug des Rapserdflohs etwas gebremst. Nach den regional etwas milderen letzten Tagen sind die Gelbschalen zu kontrollieren, falls noch nicht erfolgt. Im Laufe dieser Woche sinken die Temperaturen wieder sukzessive ab – nennenswerter Neuzuflug ist nicht zu erwarten. Die Gelbschalen pflegen. Denn es muss bei wieder ansteigenden Temperaturen noch mit weiterem Zuflug gerechnet werden. Die regionalen und schlagspezifischen Unterschiede bei den Käferfängen zeigen wieder einmal, dass nur eigene Gelbschalen eine vernünftige Entscheidungsgrundlage erlauben. Erdflöhe, die bis etwa Mitte September zugeflogen sind, legen bereits Eier ab.

 Winterraps: Rapserdfloh Eiablage - Bedingungen
Das Eiablagegeschäft geht in dieser Woche weiter, wo die Nächte sehr frisch sind, aber nicht mit voller Intensität. Nur von sehr früh (bis erste Septemberwoche) zugeflogenen Erdflöhen schlüpfen nach und nach die ersten Larven.

 

Erdfloh-Strategie (ohne Blattfraß)

Die Käferzahlen in den Gelbschalen sind bisher unter der Schwelle geblieben: Weiteren Zuflug und die Bedingungen für die Eiablage abwarten. Eine Behandlungsentscheidung sollte nach einer Kontrolle auf Larvenbefall im Spätherbst getroffen werden.

 

Erstmals kritische Käferzahlen in den Gelbschalen seit Mitte vergangener Woche: Diese Käfer umgehend behandeln bzw. sobald es die Befahrbarkeit wieder erlaubt.

 

Erstmals kritische Käferzahlen um den 21. September herum: Falls noch nicht behandelt wurde, kann stärkere Eiablage dieser Erdflöhe aufgrund der recht kühlen Witterung noch verhindert werden, sofern die Maßnahme in dieser Woche durchgeführt werden kann.

 

Bei stärkerem Erdflohbefall kann der Blick in die Gelbschalen direkt nach der Pyrethroid-Behandlung für eine Überraschung sorgen: Plötzlich sind dort viele Erdflöhe. Der Befall hat sich nicht schlagartig verschlimmert. Vielmehr werden die Tiere durch den Wirkstoff unruhig und wollen ihm entkommen. Dabei geraten sie vermehrt in die Gelbschalen. Diese Käfer sollte man nicht in die Zählung einbeziehen, sondern die Gelbschalen ein bis zwei Tage nach der Behandlung leeren. Für ein verlässliches Bild des tatsächlichen Zuflugverlaufs sollten erst ein paar Tage später wieder neu zufliegende Käfer mit aufsummiert werden.

 

Frühe Insektizidmaßnahmen bis Mitte September – gegen Blattfraß oder bei starkem Zuflug – hatten bei noch relativ hohen Temperaturen eine kurze Dauerwirkung von maximal drei Tagen, so dass weiterer Neuzuflug nicht erfasst werden konnte. Wandert der Rapserdfloh in mehreren Wellen zu, ist es zielführender, spät im Herbst gegen die Larven vorgehen und die die Pyrethroide nicht zu „verheizen“.

 Winterraps: Rapserdfloh Neuzuflug Bedingungen
Schließlich hängt es nicht allein von der Käferzahl in den Gelbschalen ab, ob sich ein kritischer Larvenbefall entwickelt. Die Temperaturen in den kommenden Wochen entscheiden maßgeblich über Beginn, Dauer und Intensität der Eiablage und die Larvenentwicklung. Hohe Temperaturen im Oktober können dazu führen, dass ein hoher Anteil Larven noch vor Winter aus den Eiern schlüpft. Ein kühler Oktober dagegen kann den Erdfloh ausbremsen. Dies lässt sich dann am Larvenbefall gut beurteilen. Dafür werden Blattstiele auf Befalls-Symptome kontrolliert.

 

Taktgeber Schwarzer Kohltriebrüssler

Dort, wo der Schwarze Kohltriebrüssler vorkommt, ist der Behandlungstermin an dessen Zuflug auszurichten. Wer 5-10 Schwarze Kohltriebrüssler (schwarz und rotfüßig) pro Gelbschale fängt, sollte innerhalb von 3-5 Tagen behandeln, um die Eiablage des Rüsslers zu verhindern. Mit dieser Maßnahme werden auch die Erdflöhe im Bestand erfasst. Eine Kontrolle im Spätherbst auf Erdfloh-Larven ist aber erforderlich: Anhand der Symptome an den Blattstielen wird entschieden, ob gegen den Erdfloh nachbehandelt werden muss.

 

Wachstumsregler und Phoma-Blattflecken

Bei kühlen Nächten mit Bodenfrostgefahr sollten anstehende Wachstumsreglereinsätze geschoben werden. Erinnert sei daran, dass beim Einsatz der Herbizide LaDiva (Fertigformulierung aus Belkar und Synero 30 SL) oder Belkar im Herbst keine Metconazol-Produkte (Carax, Caramba, Efilor) angewendet werden dürfen. Nicht mehr zum Überwachsen neigt Raps, der erst 4 oder weniger Blätter ausgebildet hat. Stellt sich feucht-milde Witterung ein, kann später im Herbst mit Schwerpunkt Phoma reagiert werden. Mit kritischem Phomabefall ist generell nur bei überdurchschnittlichen Niederschlägen sowohl im August als auch September zu rechnen.

 Winterraps: Phoma-Risiko
Der August war auf ganz Deutschland gesehen etwa 30 % zu trocken (verglichen mit dem langjährigen Mittel), danach folgte ein etwa 30% zu nasser September. Allerdings brachte dieser nur dem Südwesten Deutschlands viel Niederschlag. In Nord- und Mitteldeutschland blieb es dagegen gebietsweise sehr trocken. In der Südhälfte Deutschlands sollte mittlerweile auf Phoma-Blattflecken geachtet werden, insbesondere bei den anfälligeren Sorten. Aus infektionsfördernden Niederschlägen in der vergangenen Woche kann ab dieser Woche nach und nach Blattbefall sichtbar werden (Flecken auf den älteren Blättern: gelblich-braune bis graue Flecken mit hellem Zentrum und darin kleine schwarze Sporenlager). Wo Phoma in den letzten Jahren keine Rolle spielte, dürfte allerdings kein großer Befallsdruck vorhanden sein. Das am Wochenende angekündigte stürmische Schauerwetter wird weitere Infektionen fördern und auch das in der Nordhälfte Deutschlands bislang eher geringe Risko für Phoma-Blattbefall ansteigen lassen. 

 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster