Aktuelle Schädlingsprognose (KW 39 - 2025)

  Die Rapsentwicklung geht stark auseinander. Neben Raps, der sich zügig und gleichmäßig entwickelt und bis zu 6 Blätter hat, sieht man ungleichmäßige und lückige Bestände, die durch Trockenheit oder Verschlämmung/Verkrustung in Wellen aufgelaufen sind oder noch auflaufen.  

 


 Rapserdfloh - Neuzuflug Bedingungen
Rapserdfloh


Blattfraß Erdfloh in späten Beständen

Spät gesäter und geschwächter Raps, der keine 4 Blätter hat, ist noch durch Blattfraß des Erdflohs gefährdet. Weiter beobachten. Ein Pyrethroid nur einsetzen, wenn vor dem 4-Blattstadium über 10% der Blattfläche zerfressen ist und es um das Überleben der Rapspflanzen geht.

 

Gelbschale Erdfloh

Gelbschalen kontrollieren, sofern noch nicht wieder erfolgt: Wie erwartet wurden seit letzter Woche weitere Erdflöhe bei sonniger und warmer Witterung in Gelbschalen gezählt. In manchen Schalen sind es mittlerweile mehrere Hundert Käfer. Besonders betroffen sind die „Hotspots“ in Schleswig-Holstein, Thüringen und Sachsen. Aber auch von Ostniedersachsen bis Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern haben die Fangzahlen deutlich zugenommen. Regional und schlagweise sind die Unterschiede enorm. Nicht weit von hohen Erdfloh-Zahlen entfernt wurden nicht mal 10 Tiere oder gar keine gefangen. Deutschlandweit gesehen zeigt sich das „Erdfloh-typische Ost-West-Gefälle“. Auffallend ist dieses Jahr jedoch der vergleichsweise hohe Erdflohbefall in einigen südwestlichen Landstrichen Deutschlands. Bedenklich ist, dass in der Region zwischen Karlsruhe und Heidelberg inzwischen pyrethroid-resistente Rapserdflöhe mit der sog. super-kdr Mutation gefunden wurden. Die herbstlich kühle Witterung in dieser Woche wird keinen nennenswerten Neuzuflug zulassen. Beim nächsten Anstieg der Temperaturen sollten die Gelbschalen wieder auf Erdflöhe kontrolliert werden.

 

Viele Erdflöhe in der Gelbschale: Was jetzt tun?

Geht es nicht um Blattfraß, sondern um eine hohe Anzahl Erdflöhe in den Schalen:

 

  1. Kam es erstmals nach Mitte September zu kritischen Erdfloh-Zahlen in den Gelbschalen (50 oder mehr Käfer):
    Eine Behandlung bevor es wieder milder wird, kann stärkere Eiablage dieser Erdflöhe verhindern. Eine Nachkontrolle auf Larvenbefall im Spätherbst ist empfehlenswert.
  2. Bereits vor Mitte September waren viele Erdflöhe in den Gelbschalen, und es erfolgte noch keine Maßnahme:
    Diese frühen Käfer konnten den Reifungsfraß erledigen und legen inzwischen Eier ab. In dieser Situation ist eine Insektizidmaßnahme in ihrer Wirkung unsicher: Die bereits zugeflogenen Käfer werden zwar erfasst, und weitere Eiablage verhindert. Die Dauerwirkung wird aber nicht reichen, um die später aus den bereits abgelegten Eiern schlüpfenden Larven zu treffen. Wenn möglich weiter abwarten, bis die meisten Käfer zugeflogen sind und die Larven schlüpfen. In den Rapserdfloh-Problemregionen werden dann bevorzugt die Notfallprodukte Minecto Gold oder Exirel platziert.
  3. Bislang nur wenige Erdflöhe in den Gelbschalen:
    Abwarten wie sich Zuflug und Wetter entwickeln. Bei einem warmen Oktober/November können auch wenige zugeflogene Käfer hohe Larvenzahlen „produzieren“.

 

Schwarzer Kohltriebrüssler


Nachdem es sich deutlich abgekühlt hat, sollte nun verstärkt auf Schwarze Kohltriebrüssler in den Gelbschalen geachtet werden (rote Füße, schwarz glänzend). Eine notwendige Erdfloh-Behandlung kann bedenkenlos bis zum Zuflug dieses Rüsslers hinauszögert werden. Dagegen muss die Behandlung des Schwarzen Kohltriebrüsslers auf den Punkt kommen, um ihn an der Eiablage zu hindern: Ab 5 Käfern pro Gelbschale innerhalb von 3-5 Tagen.

 

 

 Winterraps: Phoma-Risiko
Wachstumsregler und Phoma-Blattflecken


Falls noch nicht geschehen, gleichmäßig aufgelaufenen und insgesamt zügig gewachsenen Raps mit 4 oder mehr Blättern einkürzen; ab Ende der Woche werden die Bedingungen dafür besser, wenn es wieder etwas milder wird. Bestände, die erst 4 oder weniger Blätter haben, neigen nicht mehr zum Überwachsen. Auf den Schlägen, auf denen kleine, nachaufgelaufene Rapspflanzen die Lücken schließen sollen, sollten diese noch nicht mit einem Wachstumsregler gebremst werden. Auch warten, wenn der Raps nicht wachsen will (z.B. Trockenheit, Herbizidstress). Stellt sich feucht-milde Witterung ein, kann später im Herbst noch reagiert werden – bei Bedarf auch gegen Phoma. Aktuell ist der Befall mit Phoma-Blattflecken noch nicht kritisch. Aber das wetterbedingte Befallsrisiko ist im Südwesten Deutschlands nach ergiebigen Niederschlägen angestiegen. Anfälligere Sorten sollten dort nun regelmäßig auf Befall kontrolliert werden: Die Flecken sind gelblich-braun bis grau mit weißgrauem Zentrum und kleinen schwarzen Sporenlagern (Pyknidien). Man findet sie auf den älteren Blättern der bereits größeren Pflanzen. Bei diesen war die Wahrscheinlichkeit vor 10-14 Tagen größer, dass Phoma-Sporen auf einem Blatt gelandet sind statt auf dem Boden. Bis Sonntag dieser Woche werden Niederschläge in der Südhälfte Deutschlands das Risiko für Phoma-Befall weiter ansteigen lassen. In der Nordhälfte soll es dagegen überwiegend trocken bleiben, so dass die Gefahr für Blattbefall vielerorts noch gering bleibt.

 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster