Was bedeutet die aktuelle Witterung für Ackerhygiene, Bodenbearbeitung und Rapsaussaat?

Die wiederholten Niederschläge der letzten Wochen zehren überall dort, wo die Ernte noch nicht abgeschlossen ist, an den Nerven. In den noch stehenden bzw. lagernden Raps- und Getreidebeständen kommt es zu teils erhebliche Ertragseinbußen und Qualitätsverlusten.
Doch wie sieht es abseits des Ernteelends aus?  

Bodenfeuchte-Karte: Vergleich 13.08.2022 und 13.08.2023
 Bodenfeuchte-Karte: Vergleich 13.08.2022 und 13.08.2023

Bodenfeuchte

Ein Vergleich der Bodenfeuchte-Karte mit der Situation vor einem Jahr (siehe Abb 1) zeigt große Unterschiede. Mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt und Teilen Brandenburgs ist die Bodenfeuchte wie zu erwarten deutlich höher als im Vorjahr. Dies zeigt Auswirkungen auf zahlreiche Prozesse.

 

 

Strohrotte

Auch wenn die Gerstenernte noch größtenteils trocken erfolgte, finden Bodenpilze und Bakterien seit den ersten Niederschlägen sehr günstige Zersetzungsbedingungen. Leider auch sehr gut erkennbar an den durch Schwärzepilze immer dunkler werdenden Beständen. Das Stroh ist bereits gut zersetzt bzw. sehr mürbe. Die Nährstoffkonkurrenz, insbesondere um N und P, könnte damit deutlich entspannter ausfallen. Im Vorjahr hingegen fanden, aufgrund der ausgeprägten Trockenheit, wochenlang nach der Ernte fast keine Umsetzungen statt, Stroh und Stoppeln bereiteten auch mechanisch Probleme bei Bearbeitung und Aussaat. Erst mit einsetzender Bodendurchfeuchtung begann die Strohrotte und damit die Wasser- und Nährstoffkonkurrenz. Dieses Jahr ist anders!

 

Abbau von möglichen Sulfonylharnstoff – Resten

Durch die teils ergiebigen Niederschläge der vergangenen Wochen hat sich das Risiko von Sulfo-Resten im Boden deutlich entspannt. Günstige Startbedingungen für die Neuansaaten.

 

 

Ausfallraps gezielt reduzieren

 
Die Ausfallverluste im Raps liegen dieses Jahr erheblich über den Vorjahren. Dies liegt nicht nur an diversen Hagelereignissen (die gibt es regional in jedem Jahr), sondern auch am teilweise starken Krankheits- und Schädlingsdruck sowie am Wetter. Regen hat die Ernte deutlich verzögert, so dass eigentlich reife Bestände nicht termingerecht gedroschen werden konnten. Häufig kam dann noch stürmische Witterung hinzu. Konsequenz waren Ausfallverluste, zusätzlich sind viele reife Bestände von Sturm + Regen ins Lager gedrückt worden, beim Drusch kam es nochmal zu Verlusten. Daher ist dieses Jahr erhöhte Sorgfalt angebracht.

 

• Vorteil der feuchten Witterung: Der Ausfallraps hat beste Keimbedingungen. Was man leider oft am dichten Teppich junger Rapspflanzen unter noch stehenden Rapsen und zwischen den Rapsstoppeln sehen kann. Selbst in den Schoten sind manche Rapssamen bereits angekeimt.
• Trotz bester Keimbedingungen muss man bei der Beseitigung des Ausfallraps am Ball bleiben. Denn der Ausfall durch Sturm kann sich selbst ohne Hagel im dreistelligen Kilogrammbereich bewegen. Bei einem TKG von 5 g entsprechen 100 kg Ausfallverluste/ha einer Zahl von 2.000 Samen/m² oder mehr als der 20-fachen Saatstärke. Bei Hagelschaden kann die Samenzahl sogar noch eine 10er Potenz höher liegen. Diese Massen keimen nicht alle von selbst. Und nicht alle gleichzeitig.
• Wenn vorhanden, bieten sich mindestens ein, gern mehrere Arbeitsgänge mit dem Strohstriegel an. Danach möglichst flach (3-5 cm) arbeiten (bspw. mit Scheibenegge oder Kelly). Lieber mehrmals flach, schnell und günstig als einmal (zu) tief. Die Arbeitsgänge können bei ausreichender Bodenfeuchte oder Tau im Abstand von wenigen Tagen erfolgen. Denn jede neue Welle Ausfallraps keimt unter feucht-warmen Verhältnissen zügig. Wird der Ausfallraps dieses Jahr nicht gleich konsequent bearbeitet, drohen innerhalb der Fruchtfolge (sonst in späteren Jahren) die leider bekannten Probleme mit dem Durchwuchs.
• In der Regel folgt auf Raps ein Winterweizen. Ist die Bodenstruktur nach Raps noch intakt, kann auch die Weizenaussaat flach erfolgen. So wird kaum Ausfallraps vergraben. Hat die Bodenstruktur nässebedingt gelitten, sollte die Aussaat nicht zu früh und die finale Bearbeitungstiefe in Teilschritten erreicht werden.

 

Quelle: Rainer Kahl, RAPOOL-RING GmbH, 15.08.2023